Anruf bei... Bernd Obst
veröffentlicht am: 08.04.2025
Hallo Herr Obst, schön, Sie zu unserem „Ein Anruf bei“ begrüßen zu dürfen. Wie würden Sie die aktuelle wirtschaftliche Situation im Landkreis Fürth beschreiben?
Bernd Obst: Aktuell steht es um die wirtschaftliche Situation im Landkreis noch gut. Das lässt sich an der Umlagekraft der Gemeinden ablesen. Diese war noch positiv. Allerdings ist eine Eintrübung zu erkennen.
Welche Herausforderungen sehen Sie derzeit für die Region und wie wollen Sie diesen begegnen?
Bernd Obst: Die größte Herausforderung derzeit sind stark rückläufige Einnahmen, die den immer weiter steigenden Ausgaben entgegenstehen – gerade im sozialen Bereich. Alleine 87 % der durch den Landkreis vereinnahmten Kreisumlage fließen in den sozialen Bereich, damit der Landkreis Fürth größtenteils gesetzliche Ansprüche erfüllen kann, die er selbst auferlegt bekommt und daher nicht direkt beeinflussen kann.
Dem können wir nur durch eine strikte Ausgabendisziplin bei eigenen Aufgaben begegnen und mit einer Wirtschaftsförderung „Hand in Hand“ mit den Gemeinden, um z. B. gezielt neue Betriebe hier anzusiedeln.
Gibt es Pläne zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur im Landkreis, insbesondere im Hinblick auf den ÖPNV?
Bernd Obst: Gerade die Ausweitung der Digitalisierung bietet hier viele verbesserte Angebote. Dadurch kann der ÖPNV für alle Nutzerinnen und Nutzer noch attraktiver werden, der eTarif EGON ist hier nur ein Beispiel. Natürlich werden die Strecken und die Taktungen ständig beobachtet und an die Erfordernisse angepasst. Aktuell haben wir im ÖPNV ein Defizit in Höhe von 5,146 Mio. Euro. Oberste Priorität hat für uns, den sehr guten Standard zu halten, ohne dabei das Defizit noch weiter ansteigen zu lassen.
Bauplätze und Wohnraum sind vielerorts Mangelware. Wie sieht es hier im Landkreis Fürth aus?
Bernd Obst: Grundsätzlich ist der Landkreis Fürth noch genug mit Bauplätzen und auch Wohnungen ausgestattet. Derzeit sind meiner Einschätzung nach eher die aufgerufenen Preise für Bauprodukte auf der einen Seite und ein im Vergleich zu den Vorjahren hohes Zinsniveau auf der anderen Seite die Hinderungsgründe, sich neuen Wohnraum zu schaffen.
Wie sehen Sie die Wohnraumsituation in fünf bis zehn Jahren? Welche Maßnahmen halten Sie für besonders wichtig?
Bernd Obst: Nach meiner Meinung wird bezahlbarer Wohnraum immer knapper. Mir hat neulich ein Oberarzt berichtet, dass er für sein Gehalt keine Finanzierung bei einer Bank zusammen bekommt für ein Einfamilienhaus. Das kann doch nicht sein, dass man mit einem guten Einkommen sich kein eigenes Haus mehr leisten kann. Viele sind eben nicht in der Lage, etwas zu erben oder von den Eltern ein Grundstück geschenkt zu bekommen. Hier braucht es meiner Meinung nach wieder gezielte KfW-Förderprogramme.
Der Landkreis Fürth ist bei Besuchern und Bürgern äußert beliebt. Was macht für Sie persönlich den Landkreis so lebenswert?
Bernd Obst: Die kurzen Wege in unserem Landkreis mit einem guten Angebot an Versorgungsstrukturen oder Ärzten vor Ort. Vor allem aber natürlich die Kultur und die vielen engagierten Menschen – man muss sich nur mal den prall gefüllten Veranstaltungskalender ansehen. In einer Kampagne hieß es vor einigen Jahren einmal augenzwinkernd „Stadtmensch oder Landei – Bei uns ist beides möglich. Wir haben kurze Wege überallhin!“ – das stimmt: Es ist für jeden etwas dabei.
Und zum Abschluss: Ostern steht bevor, haben Sie für unsere Leserinnen und Leser noch einen Ausflugstipp für die Ferien und Feiertage?
Bernd Obst: Wer noch nicht dort war, muss sie unbedingt einmal gesehen haben: die Erlebnisburg Cadolzburg. Am besten kann man den Ausflug mit einem Besuch unserer Radausstellung im Historischen Museum Cadolzburg kombinieren. Die Sonderausstellung „RadMomente - Vom Alltagsbegleiter zum Kulturobjekt und Lieblingsstück“, die von der Regional- und Wirtschaftsförderung des Landkreises organisiert wird, ist noch bis zum 31. Mai 2025 dort zu sehen.
Vielen Dank für das informative Gespräch.
Bildquelle(n): Andreas Losert