Geflammtes Holz
veröffentlicht am: 01.03.2024Holz durch Feuer zu zerstören, um es haltbar zu machen, mag zunächst widersprüchlich klingen. Dennoch ist genau das, das Ziel der traditionellen japanischen Holzveredelungstechnik Yakisugi.
Diese jahrhundertealte Technik hat aber in den letzten Jahren weltweit an Popularität, besonders im Bereich des modernen und nachhaltigen Bauens, gewonnen. Yakisugi vereint drei Elemente: Holz, Feuer und Wasser. Das Zusammenspiel dieser Elemente führt zu schwarz verkohltem Holz, das sowohl in Bezug auf Nachhaltigkeit punktet als auch eine gute Feuerbeständigkeit aufweist.
Die Geschichte und der Veredelungsprozess
Yakisugi ist seit Jahrhunderten eng mit der japanischen Kultur und Handwerkskunst verbunden. Der Begriff selbst setzt sich aus "Yaki" (verbrennen/abflammen) und "Sugi" (der Name der ursprünglich verwendeten Holzart, auch als japanische Zeder bekannt) zusammen. Zedernholz wurde häufig für den Bau von Tempeln, Pagoden, Häusern, Brücken und Zäunen verwendet. Schon die Wikinger und Römer verwendeten karbonisiertes Holz, da es eine erhöhte Widerstandskraft gegenüber Wasser und Schädlingsbefall im Schiffsbau bot.
Der eigentliche Yakisugi-Veredelungsprozess umfasst das kontrollierte Verbrennen der Holzoberfläche, gefolgt von Kühlung, Reinigung und Versiegelung. In Japan werden dafür drei lange Zederholzbretter zu einer dreieckigen Röhre zusammengebunden. Die Innenseite wird mit Papier befüllt und mithilfe des Kamineffekts befeuert. Das Feuer versiegelt die Zellen im Holz und verkohlt die Oberfläche der Bretter von innen. Nach dem Brennprozess werden die Bretter mit Wasser gelöscht. Anschließend erfolgt eine gründliche Reinigung, um Ruß und Asche zu entfernen. Das Bürsten verleiht dem Yakisugi-Holz zudem eine hellere Färbung und einen seidigen Glanz. Durch das kontrollierte Abflammen wird das Holz langlebiger und widerstandsfähiger gegen Verwitterung, Schimmel und Ungeziefer. Es ist sogar bis zu einem bestimmten Grad feuerresistent.
Durch die Karbonisierung entsteht ein einzigartiger grau-schwarzer Farbton, der die Maserung und Faserstruktur des Holzes betont. Dies verleiht dem Holz ein neues schwarz-silbernes Aussehen und lässt es sprichwörtlich wie einen Phoenix aus der Asche erstrahlen. Je nach Grad der Holzverkohlung können unterschiedliche Farb- und Textureffekte erzielt werden, was zu einem ganz individuellen und charakteristischen Erscheinungsbild des veredelten Holzes führt.
„Yakisugi" und „Shou Sugi Ban"
„Yakisugi" und „Shou Sugi Ban" bezeichnen denselben traditionellen japanischen Holzveredlungsprozess, bei dem die Holzoberfläche kontrolliert verbrannt wird. "Yakisugi" ist die traditionelle japanische Bezeichnung für diese Technik, während "Shou Sugi Ban" hier in westlichen Ländern häufiger verwendet wird. Je nach verfügbaren Ressourcen und individuellen Vorlieben können bei der Shou Sugi Ban-Technik auch Hölzer wie Lärche, Fichte oder Eiche verwendet werden. Jede Holzart reagiert unterschiedlich auf den Verbrennungsprozess und beeinflusst somit den Farbton und die Textur. Die Wahl der Holzart sollte daher sorgfältig getroffen werden, um die gewünschten ästhetischen und funktionellen Eigenschaften zu erzielen.
Ästhetik und Haltbarkeit
Ihre einzigartige Kombination aus Ästhetik und Haltbarkeit macht Yakisugi - Holz zu einem vielseitigen Material, das von Architekten und Designer geschätzt wird. Yakisugi-Holz wird in Japan in verschiedenen Bereichen eingesetzt gerne als Wandverkleidung, besonders in Kombination mit weißem Stuck, um faszinierende Farbkontraste und Raumwirkungen zu erzeugen. Hierzulande stößt man immer öfter auf die japanische Technik in Form von veredelten Hausfassaden.
In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle spielt, wird Yakisugi für seine Umweltverträglichkeit geschätzt. Durch die Veredelung von Holz auf diese Weise wird der Bedarf an chemischen Schutzmitteln reduziert, und die Lebensdauer des Holzes verlängert.
Yakisugi repräsentiert nicht nur eine Jahrhunderte alte Handwerkskunst, sondern es ist eine Kunstform, die die Schönheit des Holzes nicht nur bewahrt, sondern transformiert und neu erfindet.
Bildquelle(n): Nakamoto Forestry Europe, Fotograf: Giulio Coscia (oben), Kebony / Les Brûleurs du Bois / (c) Philippe Laurençon (Mitte)