Anruf bei... Dr. Andrea Heilmaier
veröffentlicht am: 02.04.2024Hallo Frau Dr. Heilmaier, schön Sie zu unserem „Ein Anruf bei“ begrüßen zu dürfen. Seit September sind Sie Wirtschafts- und Wissenschaftsreferentin der Stadt Nürnberg. Wie ist Ihr Fazit nach gut einem halben Jahr im Amt?
Dr. Andrea Heilmaier: Das Amt der Wirtschafts- und Wissenschaftsreferentin der Stadt Nürnberg ist eine außerordentlich spannende und herausfordernde Tätigkeit, mit der einmaligen Möglichkeit, interessante Menschen und innovative Nürnberger Unternehmen kennenzulernen. Gleichzeitig ist mein Geschäftsbereich sehr breit aufgestellt mit unterschiedlichsten Bereichen der Verwaltung, die jedoch alle Bezüge zum Wirtschaftsgeschehen haben. Der für mich erste Christkindlesmarkt als Referentin, kurz nach Amtsantritt, war natürlich auch ein ganz besonderes Highlight.
Sie sind Richterin und bringen 20 Jahre Erfahrung in der Kommunalpolitik mit. Können Sie unseren Leserinnen und Lesern einen kurzen Einblick in Ihre berufliche Laufbahn und Ihren Werdegang geben?
Dr. Andrea Heilmaier: Zeitgleich mit dem Ablegen meines ersten juristischen Staatsexamens in Erlangen wurde ich als ehrenamtliche Stadträtin in den Fürther Stadtrat gewählt, dem ich seit 2002 bis 2023 ununterbrochen angehörte. Ich war dort lange finanzpolitische und kulturpolitische Sprecherin der CSU-Stadtratsfraktion. Unmittelbar nach meinem zweiten juristischen Staatsexamen wurde ich zur Staatsanwältin in Nürnberg ernannt. Nach mehrjähriger Elternzeit war ich von 2012 bis 2023 als Richterin am Amtsgericht Fürth tätig, für Nachlassangelegenheiten, allgemeine Zivilsachen und für Insolvenzsachen. Im Insolvenzrecht habe ich auch wissenschaftlich publiziert und war Tutor für junge Richterkollegen im hiesigen Oberlandesgerichtsbezirk.
Wie möchten Sie Nürnberg als Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort weiter voranbringen?
Dr. Andrea Heilmaier: Nürnberg ist ein starker Standort für Unternehmen, aber auch ein herausragender Wissenschaftsstandort. So ist z. B. jeder zehnte Beschäftigte im Bereich IT beschäftigt, aber Nürnberg ist auch in anderen Zukunftstechnologien bestens aufgestellt. Auf diesen Stärken gilt es aufzubauen und die 25.000 Nürnberger Unternehmen aller Branchen bei der digitalen und ökologischen Transformation bestmöglich zu unterstützen. Die Ansiedlung einer neuen KI-Universität ist ein wichtiger Baustein für den Wissenschaftsstandort, der gleichzeitig von großem Wert für unsere ansässigen Unternehmen ist. Ein wichtiges Anliegen ist mir auch, Nürnberg als Kongressstandort weiter voranzubringen. So unterstütze ich die Überlegungen, im Bereich des ehemaligen Kaufhof-Gebäudes ein Kongresszentrum entstehen zu lassen, ganz ausdrücklich. Dies wäre eine wichtige Weiterentwicklung des Standorts und würde eine Lücke schließen, welche seit Jahren bekannt ist. Gleichzeitig würde die Innenstadt mit einer hochwertigen Nutzung und einer Vielzahl neuer Besucher belebt.
Mit welchen Maßnahmen möchte die Stadt Nürnberg der aktuellen Wohnraumknappheit entgegenwirken?
Dr. Andrea Heilmaier: Das Handlungsprogramm Wohnen umfasst zahlreiche wohnungspolitische Maßnahmen und Instrumente. Besonders hervorzuheben sind angesichts der zunehmenden Anspannung des Wohnungsmarktes die Maßnahmen zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Durch vermehrte Baurechtsschaffung, das städtische Sonderprogramm Wohnen und die konsequente Umsetzung der Quotenregelung, bei der anteilig geförderter Wohnungsbau i. R. der Baurechtschaffung entsteht, konnte die Bautätigkeit im geförderten Wohnungsbau deutlich gesteigert werden. Allein in den letzten fünf Jahren sind 22 geförderte Vorhaben mit über 1.700 Mietwohnungen im gesamten Stadtgebiet entstanden. Mit der Erhöhung der Einkommensgrenzen der Wohnraumförderung im vergangenen Jahr erreichen wir mit dem Angebot an bezahlbarem Wohnraum nun auch Haushalte mit mittleren Einkommen, die wir bei künftigen Projekten verstärkt berücksichtigen werden.
Die Nürnberger Innenstadt soll wieder attraktiver werden, für Investoren, Gewerbetreibende und Kunden. Welche Konzepte und Ideen gibt es hierfür?
Dr. Andrea Heilmaier: Das Thema Innenstadt habe ich zur Chefsache gemacht und die Zukunftsinitiative Innenstadt im Januar 2024 gestartet. Mit einem eigenen Stab Innenstadt, der direkt bei mir angesiedelt ist, werden wir zielgerichtet und gemeinsam mit allen Geschäftsbereichen der Stadtverwaltung und den Innenstadtakteuren an der Weiterentwicklung der Innenstadt arbeiten. Ein wichtiger Baustein wird der Aufbau eines gezielten Leerstands- und Ansiedlungsmanagements sein. Wir werden gezielt an Unternehmen herantreten, die in der Nürnberger Innenstadt noch fehlen, damit Leerstände rascher gefüllt werden.
In einer neuen Innenstadt soll mehr Grün, mehr Platz zum Verweilen, mehr Genuss und mehr Erleben möglich sein, dafür werden wir für neue Ideen offen sein. Mir ist es wichtig, dass wir außerdem Regeln auf den Prüfstand stellen und wo möglich, wie zum Beispiel im Bereich der Sondernutzungen, vereinfachen. Gleichzeitig werden wir die Kommunikation für die Besucherinnen und Besucher der Stadt stärken.
Mir ist bewusst, dass viele Schritte mit vielen Partnerinnen und Partnern notwendig sein werden, damit die Nürnberger Innenstadt auch in Zukunft über eine gesunde Mischung verfügt und lebendig ist. Deshalb ist ‚Zukunftsinitiative Innenstadt‘ langfristig angelegt. Aber ich fange mit meinem Team jetzt an.
Vielen Dank für das informative Gespräch!
Bildquelle(n): Stadt Nürnberg