Startschuss für Pilotprojekt „Mikro-Konzept“
veröffentlicht am: 21.03.2017
Für die Paketbeförderung bricht ein neues Zeitalter heran: Intelligente Citylogistik 2.0. Bayerns Innen- und Verkehrsminister Joachim Herrmann gab vor historischer Kulisse am Schönen Brunnen auf dem Nürnberger Hauptmarkt gemeinsam mit dem 2. Bürgermeister Christian Vogel den Startschuss für des Pilotprojekt „Mikro-Depot-Konzept“. In einem ersten Praxistest werden die beiden namhaften Paket- und Expressdienstleister DPD Deutschland GmbH und GLS Germany ihre Transporte in der Nürnberger Süd- und Innenstadt fortan mit insgesamt sechs elektrisch angetriebenen Lastenfahrrädern ausführen. Bis Oktober 2017 soll nun das Einsparpotential im Hinblick auf den Kostenfaktor und die Umweltbelastung geprüft werden.
„Die Zustellungsbranche wächst nicht zuletzt aufgrund des zunehmenden Internethandels. Der Großteil des weiter zunehmenden Lieferverkehrs konzentriert sich dabei auf die städtischen Ballungsräume. Das führt zu steigendem Lärm und erhöhten Schadstoffemissionen“, weiß Herrmann um die Problematik. „Die Vorteile dieses alternativen Modells liegen auf der Hand. Nicht zuletzt für die Unternehmer bedeutet die Umsetzung ein deutlich niedrigerer Anteil an finanziellen Aufwendungen für die letzten Meter“, begründete Herrmann die mit 153.000 Euro dotierte Unterstützung seines Ministeriums für die vorausgegangene Studie von Prof. Dr.-Ing. Ralf Bogdanski von der Technischen Hochschule Nürnberg zur „Nachhaltigen Stadtlogistik durch KEP-Dienste: Möglichkeiten und notwendige Rahmenbedingungen am Beispiel der Stadt Nürnberg“.
Die Mikro-Depots sind Anhänger, Container oder Immobilien, in denen Pakete zwischengelagert werden können. Von dort holen die Fahrer mit ihren E-Bikes mit 1,45 Kubikmeter Ladekapazität, die für etwa 80 Pakete ausreicht, ihr Transportgut ab und bringen es zur Haustür. In der Frankenmetropole wurden aktuell zwei Mikro-Depots angemietet. Diese sind beispielsweise für die Selbstabholung an den Paketboxen – direkt durch den Empfänger – gedacht. Das Projekt, welches vom Bundesverband Paket & Expresslogistik e.V. in Auftrag gegeben wurde, läuft bis Herbst und soll nach den bis dahin gewonnenen Erkenntnissen über die ökonomische und ökologischen Auswirkungen sowie der örtlichen Voraussetzungen auch auf andere deutsche Großstädte (wie z.B. Frankfurt am Main und Berlin) übertragen werden.
Staatsminister Herrmann kann sich in Bezug auf Bayern eine Einführung mit staatlicher Förderung („nach erfolgreicher Erprobungszeit und einer positiven Analyse der konkreten Ergebnisse dieser fortschrittlichen Logistiktechnologie in Nürnberg“) ebenso in der Landeshauptstadt München sowie Regensburg, Würzburg, Ingolstadt und Erlangen „gut vorstellen“. Schon jetzt bestärkt Projektleiter Prof. Bogdanski den Verkehrsminister in seiner zuversichtlichen Einschätzung. „Anhand umfangreicher Datenerhebungen hat unser Wissenschaftlerteam eine systematische stadtgeographische Vorauswahl für geeignete Zustellgebiete definiert und anschließend Zeitreihenauswertungen der Sendungsstrukturen vorgenommen – bei einem Ersatz konventioneller Fahrzeuge durch Lastenfahrräder in Höhe von nahezu 1:1. Damit konnten wir bereits vor dem Start in der Praxis den Nachweis der Wirtschaftlichkeit erbringen.“
Text: Henning Nürnberg