Kooperationsprojekt Innovatives Programm

Housing First Nürnberg – eine Wohnung muss man sich nicht verdienen

veröffentlicht am: 20.03.2023

Die vier Nürnberger Vereine – mudra, Lilith, Hängematte und Straßenkreuzer – haben sich zum Kooperationsprojekt Housing First Nürnberg zusammengeschlossen. Das innovative Programm unterstützt Obdachlose, indem es ihnen eine dauerhafte Wohnmöglichkeit bietet, ganz nach dem Motto: „Was hilft am besten gegen Wohnungslosigkeit? Eine Wohnung natürlich!“

Die Idee hinter Housing First wurde bereits in den 1990er Jahren in den USA entwickelt, im August 2022 fiel dann auch in Nürnberg der offizielle Startschuss für das besondere Wohnobjekt. Das Projekt, das in einigen Großstädten bereits fest etabliert ist, ist in Süddeutschland noch einmalig, jedoch befinden sich auch andere Städte in der Planungsphase. In Nürnberg hatten sich bereits vor dem offiziellen Start private Vermieterinnen und Vermieter gemeldet und acht Wohnungen konnten erfolgreich vermittelt werden.

Mietvertrag und sozialpädagogische Begleitung

Teilnehmende an Housing-First-Projekten bekommen eine eigene Mietwohnung mit eigenem Mietvertrag zur Verfügung gestellt – der Ablauf verläuft direkt und bedingungslos. Zusätzlich können die neuen Mieter freiwillig auf ein breites Hilfsangebot zurückgreifen, etwa wenn es um die Arbeitssuche oder eine bestehende Abhängigkeit geht. Das Programm bietet obdachlosen Menschen so eine sichere, stabile und dauerhafte Wohnmöglichkeit, die auf lange Sicht ermöglicht, ihre Lebenssituation zu verbessern. Auf dem freien Wohnungsmarkt hätten die Bewerber alleine kaum eine Chance auf eine eigene Wohnung. Die Betreuung übernimmt dabei ein professionelles Team von Sozialarbeitern, das sicherstellt, dass die Bewerber auf lange Sicht in der Lage sind, die Wohnung zu bewohnen.

Die Housing-First-Stelle steht darüber hinaus in engem Kontakt zu den Vermieterinnen und Vermietern und hilft jederzeit bei Problemen. Außerdem erhalten die Teilnehmer Unterstützung bei aller Art von Anträgen. Institutionelle und private Vermieter sowie die Mieter selbst erhalten durch das HF-Team einen direkten Ansprechpartner, welcher jederzeit schnell und direkt handeln kann. Die begleitende Unterstützung und der gegenseitige Informationstausch geben den Vermietern eine Absicherung und helfen, die Hemmungen gegen die Zielgruppe zu reduzieren. Der Anmietungsprozess ist dabei direkt: Housing First sucht für den jeweiligen Vermieter einen passenden Bewerber aus, bei gegenseitigem Einverständnis wird ein Mietvertrag zwischen den beiden Parteien geschlossen. Kautions- und Mietzahlungen werden durch eine Abtrittserklärung direkt vom Jobcenter oder Sozialamt an den Vermieter überwiesen. Die Mieteinnahmen sind somit stets garantiert.

Durch die Bereitstellung einer dauerhaften Wohnung wird dem Teilnehmer ein menschenwürdiges Leben ermöglicht und andere Angebote der Wohnungslosenhilfe, wie Obdachlosenpensionen oder Notschlafstellen, können maßgeblich entlastet werden. Bei einer Zahl von über 2000 Wohnungslosen in Nürnberg ist die Warteliste für eine solche Wohnung natürlich lang, daher sucht das Projekt verstärkt nach Vermietern, die gerne Teil dieses einzigartigen Projekts werden möchten. Aktuell wird das Pilotprojekt vom Freistaat Bayern finanziert. Länder wie Finnland beweisen den nachhaltigen Erfolg des Konzepts, hier zählt Housing First seit vielen Jahren als Grundversorgung.

Bundesverband Housing First

Koordinator von Housing First Nürnberg ist Sozialpädagoge Max Hopperdietzel, ehemaliger Bereichsleiter beim Verein mudra. Bei der ersten bundesweiten Tagung „Housing First“ im Herbst vergangenen Jahres wurde ein Bundesverband gegründet, um Housing-First-Projekte bundesweit endlich aus der Modellphase zu holen. Das Konzept des bedingungslosen Wohnens hat seine Wirksamkeit längst bewiesen. Max Hopperdietzel, ist auch hier im Vorstand vertreten.

Einen tieferen Einblick in seine Arbeit gibt Max Hopperdietzel im Interview „Ein Anruf bei“, weitere Informationen erhalten Sie direkt unter:

www.hf-nuernberg.de


Bildquelle(n): Wolfgang Gillitzer