Alles auf Anfang – das Grundstück
veröffentlicht am: 12.06.2023Die Suche nach Baugrund kann langwierig sein, hat man einen passenden Platz gefunden, sollten vor der Unterschrift des Kaufvertrages wichtige Eckdaten abgefragt werden. Das auserkorene Grundstück sollte genau begutachtet werden, zu unterschiedlichen Tageszeiten und bei verschiedenen Witterungsverhältnissen. Auch die vorhandene Infrastruktur ist für das künftige Alltagsleben von enormer Bedeutung - besonders in Gebieten außerhalb von größeren Ballungsräumen - und sollte daher genau geprüft werden.
Bebaubarkeit
Das perfekte Grundstück kann noch so schön sein, fehlt ein Bebauungsplan, wird es schwierig. Ein Bebauungsplan erlaubt den Bau eines Gebäudes und legt fest, in welcher Form und Art dieses realisiert werden darf. Man sollte sich also vor dem Kauf des Grundstücks bereits Gedanken machen, in welcher Bauart man das künftige Eigenheim verwirklichen möchte. Entscheidet man sich für ein Grundstück, für den es keinen Bebauungsplan gibt, muss unbedingt mit der örtlichen Baubehörde Rücksprache gehalten werden, eine Rücktrittsklausel im Kaufvertrag sorgt hier für Sicherheit.
Ist die Wahl auf ein bereits erschlossenes Grundstück gefallen, sind alle Anschlüsse für Strom, Gas, Telefon und Kanal bereits im Kaufpreis enthalten. Ist dies nicht der Fall, müssen zusätzliche Erschließungskosten im eigenen Budget berücksichtigt werden.
Grundwasser
Für die Nutzung des Grundstücks ist der jeweilige Grundwasserspiegel entscheidend. Das Grundwasser kann den Bau erheblich beeinflussen, verhindern oder verteuern. Ein Bodengutachten gibt Aufschluss über die örtlichen Bodenbeschaffenheiten. Besonders bei Hanglage ist das sogenannte Hangwasser nicht zu unterschätzen. Je nach Lage des Grundstücks sind zusätzliche Drainagemaßnahmen erforderlich.
Apropos Wasser: Auch das Risiko von nahegelegenen Flüssen und Bächen, die bei Starkregen Hochwasser führen können, sollten in die Kaufentscheidung einfließen. In Gefahrenzonen erhalten viele Hausbesitzer keine oder nur sehr teure Wohngebäudeversicherungen. Darüber hinaus sollten auch die Nähe zu Hochspannungsleitungen, Handymasten und Windräder bei der Kaufentscheidung berücksichtigt werden. Auch Reizzonen wie Wasseradern oder Erdstrahlen zählen zu den Störfeldern, die das Wohlbefinden beeinträchtigen können, Geobiologen können hier weiterhelfen.
Topografie
Ein Bodengutachten ist aber nicht nur wegen des Grundwasserspiegels wichtig, eine solche Untersuchung zeigt auch die Tragfähigkeit des Untergrundes und bestimmt die jeweilige Bodenklasse. Je nach Analyseergebnis können dann die richtigen Baumaßnahmen beschlossen werden. Früher wurden Böden je nach Lösbarkeit des Gesteins nach der alten DIN-Norm 18300 in verschiedene Bodenarten unterteilt: Bodenklasse 1 - Mutterboden, Bodenklasse 2 - fließende Bodenarten, Bodenklasse 3 - leicht lösbare Bodenarten wie Sand und Kies, Bodenklasse 4 - mittelschwer lösbare Bodenarten wie Schluff und Ton, Bodenklasse 5 - schwer lösbare Bodenarten, Bodenklasse 6 - leicht lösbarer Fels und Bodenklasse 7 mit schwer lösbarem Fels. Wichtig ist die Klassifizierung für die Kalkulation der Aushubkosten, besonders wenn ein Keller geplant ist. Die ursprünglichen Bodenklassen wurden offiziell durch sogenannte Homogenbereiche ersetzt, wofür zusätzliche Kennwerte und Charakteristika miteinbezogen werden, was besonders für Großprojekte wichtig ist. Für den Bau eines Einfamilienhauses greifen viele Unternehmen aber nach wie vor auf die „klassische“ Einteilung zurück. Erst nach Erhalt des Bodengutachtens lassen sich die finalen Baukosten bestimmen.
Denn schon Friedrich Schiller wusste:
„Drum prüfe, wer sich ewig bindet …“ – auch beim Hausbau ein wichtiger Grundsatz!
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